Tales about Exploding Trees and other Absurdities

Alle CDs sind in München im Kaufhaus Beck-Jazz-Avantgarde, bei Optimal Schallplatten, Pilgrims of Sound oder bei mir erhältlich + per Mailorder z.B. bei
www.nomansland-records.de
www.pilgrims-of-sound.com
www.jazzmessengers.com

Udo Schindler & Ove Volquartz

Tales about Exploding Trees and other Absurdities

 FMRCD598-0920

Udo Schindler            piccolo, bass & double bass clarinet
Ove Volquart              bass & double bass clarinet

  1. Story telling                       12:05
  2. Klobstokian lullaby           5:28
  3. Distorted meditation       8:57
  4. About exploding trees   12:31
  5. Pyrodase                              8:22

    „Do that which only you can do, but that you’ve never done before“
    Bill Dixon

    live recording October 12th, 2018 at the 88th SALON für Klang+Kunst in Krailling/Munich (Germany) by Udo Schindler (arch-musik)
    mixed & mastered by Wolfgang Obrecht/Tonstudio RichArt, Munich
    all compostions by Udo Schindler & Ove Volquartz (GEMA)
    cover photo by Udo Schindler
    videos by Wolfgang Obrecht & Udo Schindler
    Inside photo by KP Mendler & Friederike Altdörfer
    produced by Udo Schindler

    Executive Production by FMR records

    thanks for support to Wolfgang Obrecht, KP Mendler,
    Angelika Donhärl & Gottfried Düren (Galerie artoxin), Gunnar Geisse

    www.arch-musik.de; myspace.com/ovevolquartz

    You want to enjoy the concert videos of the duo? 

    Udo Schindler & Ove Volquartz

    October 12th, 2018 – 88th.Salon für Klang+Kunst/Krailling

    https://youtu.be/SfPUMtlyMh0 
    https://youtu.be/IaCkdgNE4rw 
    https://youtu.be/zrv7wuUuRLQ 
    https://youtu.be/Ok20UMLUSn0

     & as a trio with Gunnar Geisse a day before

    Udo Schindler, Ove Volquartz & Gunnar Geisse

    October 11th,2018 – Galerie arToxin/Munich

    https://youtu.be/57PsArjTlK0 
    https://youtu.be/D9sLkqgD2I4 
    https://youtu.be/xRCqetmy7tM 
    https://youtu.be/79d9CGobvQU 

    REVIEWS

    I do listen to your music and I I think it’s excellent. It’s just it’s impossible on our end to cover a wide range of CDs at this point. I will personally promote a couple titles of yours and maybe play some of it on my podcast on the 15th (December 2021)

    David Haney / Cadence Magazine (USA)

    A convergence of reeds across the range of clarinets, from double bass clarinet to piccolo clarinet, in this live recording at Udo Schindler’s 88th SALON fur Klang+Kunst in Krailling/Munich between reedists Schindler and Ove Volquartz, with particular emphasis on the deepest of reeds, the most challenging of clarinets, handled masterfully by both players.

    Eine Konvergenz der Holzblasinstrumente über das gesamte Klarinettenspektrum, von der Kontrabassklarinette bis zur Piccolo-Klarinette in dieser Live-Aufnahme bei Udo Schindlers 88. SALON für Klang + Kunst in Krailling / München zwischen den Holzbläsern Udo Schindler und Ove Volquartz, mit besonderem Schwerpunkt auf den tiefsten Holzblasinstrument, die herausforderndste Klarinette, die von beiden Spielern meisterhaft gehandhabt wird. 

    SQUIDCO

    Featuring Udo Schindler on piccolo, bass & double bass clarinets and Ove Volquartz on bass and double bass clarinets. German multi-reeds player, Udo Schindler, most really like to record since he has some 40 releases staring in 2007. I’ve only come to know Mr. Schindler in the last few years since he records with Frank Gratkowski, Frank Paul Schubert and Marco Von Orelli, names I well recognize. Sometime last month (December of 2020), I got a box in the mail from Mr. Schindler with more than a dozen of his back catalogue. And now the FMR label has released five more newer titles, jeeez..! Most of Schindler’s releases are either solo, duos or trios. Mr. Schindler also switches between various reeds and brass for each release: soprano & tenor sax, various clarinets, cornet, euphonium and synth. Ove Volquartz is a German clarinetist who has worked with Gunter Hampel, Abbey Rader and Annexus Quam. Mr. Schindler and Mr. Volquartz have worked together a couple of times previously. Bass clarinets are still relatively rare as lead instruments although that has changed over the past few years thanks to Jason Stein & others, but double or contrabass clarinets duos are still very rare. Word is that contrabass clarinets are difficult to play so that’s why so few solo on that instrument. Hearing two together is something especially rare. This disc was recorded live in October of 2018 at the Klang-Kunst Salon in Munich, Germany. The sound of those bass & contrabass clarinets is something else: deep, low-end, wooden clarinet tones in sympathetic layers. Both clarinetists are most expressive and work their way through a variety of different sounds on those low end clarinets. There is quite a bit more going on here than meets the eye or anyone’s expectation, hence whenever I give this disc a lesson, I hear more and more interesting interplay and sonic exploration going on.

     

    Mit Udo Schindler an Piccolo-, Bass- und Kontrabassklarinetten und Ove Volquartz an Bass- und Kontrabassklarinetten. Der deutsche Multi-Reed-Spieler Udo Schindler nimmt am liebsten auf, seit er 2007 rund 40 Veröffentlichungen veröffentlicht hat. Ich habe Udo Schindler erst in den letzten Jahren kennengelernt, seit er mit Frank Gratkowski, Frank Paul Schubert und Marco Von Orelli aufgenommen hat, Namen, die ich gut kenne. Irgendwann im letzten Monat (Dezember 2020) bekam ich von Herrn Schindler eine Schachtel mit mehr als einem Dutzend seines Rückenkatalogs per Post. Und jetzt hat das FMR-Label fünf weitere neuere Titel veröffentlicht.

    Die meisten Veröffentlichungen von Schindler sind entweder Solo, Duos oder Trios. Udo Schindler wechselt bei jeder Veröffentlichung zwischen verschiedenen Holz- und Blechbllasinstrumenten: Sopran- und Tenorsaxophon, verschiedene Klarinetten, Kornett, Euphonium und Synth. Ove Volquartz ist ein deutscher Klarinettist, der mit Gunter Hampel, Abbey Rader und Annexus Quam zusammengearbeitet hat. Herr Schindler und Herr Volquartz haben bereits einige Male zusammengearbeitet. Bassklarinetten sind als Lead-Instrumente noch relativ selten, obwohl sich dies in den letzten Jahren dank Jason Stein und anderen geändert hat, aber Kontrabass-Klarinetten-Duos sind immer noch sehr selten. Es heißt, dass Kontrabassklarinetten schwer zu spielen sind, weshalb so wenige Solisten auf diesem Instrument spielen. Zwei zusammen zu hören ist etwas besonders Seltenes. Diese CD wurde im Oktober 2018 im Klang-Kunst Salon in München live aufgenommen. Der Klang dieser Bass- und Kontrabassklarinetten ist etwas anderes: tiefe, tiefe hölzerne Klarinettentöne in sympathischen Schichten. Beide Klarinettisten sind am ausdrucksstärksten und arbeiten sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Klänge auf diesen Klarinetten. Hier ist viel mehr los, als man denkt oder erwartet. Wenn ich dieser CD eine Lektion erteile, höre ich immer mehr interessante Zusammenspiel- und Klangerkundungen. 

    Bruce Lee Gallanter_DMG / NYC

    UDO SCHINDLER, der Architekt und pneumatische St. Blasius in Krailling, ist mit seinemdortigen Salon für Klang+Kunst, seinen Aktivitäten in München (nicht nur mit MünchenNeus und Munich Rat Pack) und seinen Tonträgern auf Creative Sources und FMR Recordszu einer Attraktion mit ständig wachsender Zugkraft geworden. Als Anlaufstation für eine ganze Riege von Bläsern (Frank Gratkowski, Frank Paul Schubert, Marco von Orelli, MatthiasMüller, Sebi Tramontana…), als Spielgefährte von Pianistinnen (Elisabeth Harnik, Manon-Liu Winter, Katharina Weber, Masako Ohta…), Gitarristen (Gunnar Geisse, Andreas Willers, Elliott Sharp…), des Elektronikers Korhan Erel, des Trommlers Eric Zwang-Eriksson, Bogenkratzer*n wie Dine Doneff, Irene Kepl, Peter Jacquemyn, die Brüder Rodrigues, W. de Joode, Georges-Emmanuel Schneider… Und insbesondere auch von vokalisierenden Mavericks wie Annette Giesriegl, Franziska Baumann. Merke: Die Blasinstrumente werden stimmähnlich eingesetzt, die Stimmen instrumental und phänomenal. Und mit JAAP BLONK auch noch lopekkeal und klorrrrrsch!

    Nachdem sie tags zuvor schon zu dritt mit noch Gunnar Geisse im arToxin aufgespielt hatten, erzählten UDO SCHINDLER und sein erprobter Duopartner OVE VOLQUARTZ, am 12.10. 2018 beim 88. Salon für Klang+Kunst in Krailling Tales about Exploding Trees and other Absurdities (FMRCD598-0920). Zwei Männer vor einer weißen Wand. Beide mit Bass- & Kontrabassklarinetten, Schindler noch mit Piccolo-, Volquartz als Palimpsest mit musikalischen Tiefenschichten aus Annexus Quam, Gunter Hampel, Abbey Rader, Jean Demey, Gianni Mimmo. Vereint in Tiefgängen und Höhenflügen über fast fünf Oktaven und mit der Courage zu eben noch einem ‚Klopstokian lullaby‘, gefolgt von einer ‚Distorted meditation‘ und ‚Pyrodase‘ als Finale. Von Klopstock zu Star Wars? Ton in Ton, der eine des andern Double, des andern Schatten. Und doch mit einer Klangfülle, die kein Einerlei, nur Vielerlei kennt, die gurrende, rau summende Ausformung dunkler Feinheiten und Differenzen. Überblasend, ploppend, schnarrend, ein Rohr größer als das andere, jeder Ton tiefer oder höher als sein Schattenriss. Mit sonorem Gusto, mit Sprüngen ins Schrille und Schrullige, mit der Anmutung, dass langhalsige Donnerechsen so eine Stimme bekommen. Auf urige Weise feierlich, sanglich, knurrig. In den Spitzen zirpt das Grenadill, zirpt das Metall, tief unten staucht sich dicke Luft, wird zirkularatmig in Wallung versetzt. Nicht symmetrisch, aber kongruent, pachyderm, aschgrau aufgeraut, irgendwie winterlich und doch mit beständig wärmender Glut. Schindler mischt die warmen Wirbel mit einer im Vergleich zu ihren langen Geschwistern kurz geratenen, quirlig schrillen Klarinette auf, kann aber auch unter Volquartz‘ Bassklarinette durchtauchen. Er tiriliert, er knört verkehrt rum in den Becher, er ululiert, mit und ohne Mundstück, er lässt im Schalltrichter nun wieder des Kontrabasslulatschs einen kleinen Metalltrichter als Lüftungsklappe klirren. Volquartz gurgelt, tuckert, schmaucht, röhrt, er tönt Kniebeugen, er turnt und tanzt auf der Vertikalen, borkiger Baumhirte, angekahlt und graubärtig, aber Zunge und Mundwerk fit wie ein Turnschuh.

    Vier weitere tolle Kapitel eines Work in Progress, Schindlers Wake wächst.

    Merke: Do that which only you can do, but that you’ve never done before. (Bill Dixon)

     

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    Bad Alchemy BA#109_Rigobert Dittmann

     

    Tales about Exploding trees and other Absurdities} FMR Records FMRCD-598-0620 {\it Ove Volquartz (bcl, contrabass cl); Udo Schindler (piccolo, bcl, contrabass cl).} October 2018.

    In the middle of covid era, Ove and Udo released this wonderful live recording of their performance at 88th Salon für Klang-Kunst in Krailling/Munich. Obviously, this album has to be compared to other bass/double bass clarinet duos, such as „Contradictions: Duets for Contrabass and Contra-Alto Clarinets by Jason

    Alder and Piotr Michalowski (see Piotr’s entry in the Chapter „Jazz avantgarde/Free). There are indeed certain similarities, but essentially the music of Ove and Udo is very different. They employ classical chamber music roots more strongly in one side, and base their approach on vivid conversation, on the other. 

    The highlights are over 12 minutes long opening „Story telling“ and „About exploding trees“. The closing „Pyrodase“ is also a masterpiece. 

     

    Mitten in der Covid-Ära veröffentlichten Ove und Udo diese wundervolle Live-Aufnahme ihres Auftritts im 88. Salon für Klang-Kunst in Krailling / München. Offensichtlich muss dieses Album mit anderen Bass- / Kontrabass-Klarinetten-Duos wie „Contradictions: Duets for Contrabass“ und „Contra-Alto Clarinets“ von Jason verglichen werden Alder und Piotr Michalowski (siehe Piotrs Eintrag im Kapitel „Jazz Avantgarde / Free). Es gibt zwar gewisse Ähnlichkeiten, aber im Wesentlichen ist die Musik von Ove und Udo sehr unterschiedlich. Sie verwenden klassische kammermusikalische Wurzeln stärker auf einer Seite und Basis Zum anderen ihre Herangehensweise an lebhafte Gespräche. 

    Die Höhepunkte sind über 12 Minuten langes Öffnen von „Story Telling“ und „About Exploding Trees“. Die abschließende „Pyrodase“ ist ebenfalls ein Meisterwerk.

    Maciej Lewenstein

     

    Göttinger Tageblatt 05.02.2021

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    Treffen der Tieftöner

    Ove Volquartz veröffentlicht mit Udo Schindler Album bei englischem Plattenlabel

    Eine der größten Herausforderungen für Musiker: Das gemeinsame Improvisieren auf den gleichen Instrumenten. Hier verschmelzen Klänge all zu schnell miteinander und es gilt, kreativ Kontraste zu schaffen. Genau dies wagt seit Jahren der Göttinger Jazzmusiker Ove Volquartz zusammen mit dem Münchner Multiinstrumentalisten Udo Schindler. Immer wieder treten sie gemeinsam auf, um auf Bass- und Kontrabassklarinetten Musik aus dem Augenblick heraus zu schaffen. Jetzt haben sie auf dem englischen Label FMR-Records ein Duo-Album veröffentlicht. Das Konzept: freie Improvisationen ausschließlich auf tief klingenden Klarinetten.

    „Bassklarinetten klingen einfach gut und es macht Spaß sie zu zweit zu spielen. Man ergänzt sich und kann Kontraste geben“, schwärmt Ove Volquartz über das Duo mit seinem Münchner Kollegen. Udo Schindler ergänzt: „Die Konstellation mit den Tieftoninstrumenten als Duo ist selten – mir ist kein weiteres Duo bekannt, schon gar nicht in der Improvisierten Musik.“ 

    Volquartz und Schindler sind in der europäischen Szene der Improvisierten Musik seit Jahren bestens vernetzt und international gefragte Instrumentalisten. „Das erste Mal spielten wir 2007 in Erlangen in einem größeren Ensemble zusammen“, so Volquartz über die Entstehung des Duos. „Unsere Zusammenarbeit haben wir 2016 intensiviert, als mich Udo zu einer Duo-Improvisation in seinen ‚Salon für Klang + Kunst’ einlud, den er seit Jahren im Münchner Vorort Krailling veranstaltet.“ 

    Die Duo-CD betitelten die Musiker „Tales about Exploding Trees and other Absurdities“. Die fünf Titel sind geprägt vom weichen und warmen Klang der tiefklingenden Klarinetten. Ihre Improvisation gleichen Gesprächen: mal im harmonischen Einklang, mal im divergierenden Kontrast. Weiche und fast geflüsterte Klangpolster treffen auf überblasene harte Tonschreie oder rhythmisiert klackende Mechaniken der Klarinetten. Klangstrukturen scheinen sich wie ein mystisches Karussell plötzlich im Kreis zu drehen. Geräuschhaft reiben sich Improvisationen aneinander, schnalzend zerbersten Töne, samtweich schmiegen sich Klänge aneinander und verschmelzen. Ihre ungeschminkte Authentizität setzen sie einem blendenden Schönklang entgegen. Die hundertprozentige Präsenz im Augenblick überflügelt jegliche Verträumtheit. Das klingt mal archaisch, mal abstrakt und mal ganz emotional geerdet.

    Beide Musiker betonen die Kontraste, die dieses Duo bietet. „Bei mir hört man mehr Elemente aus der Jazz-Tradition wie ein bestimmtes Zeit- und Pulsgefühl“, so Ove Volquartz. „Udo ist dagegen eher ein Multiinstrumentalist, spielt auch Blechblasinstrumente und kommt eher von der Neuen Musik und dem Klanglichen.“ Udo Schindler empfindet das Spiel mit seinem Göttinger Kollegen immer wieder erfrischend: „In unserem Duo wird nicht das Bekannte abgespult, sondern wir lassen uns von neuen Klängen überraschen wie Mikrotonalität, Mehrklänge oder geräuschhafte Artikulationen.“

    Die neue CD ist bereits das zweite Tieftöner-Album des Duos. Wie die erste CD, wurde sie live bei der Veranstaltungsreihe „Salon für Klang+Kunst“ aufgenommen. Udo Schindler betont die audiophile Klangqualität der Aufnahme: „Bei der Aufnahmetechnik und Bearbeitung achten wir darauf, dass die ‚normalerweise störenden’ Nebengeräusche gleichwertig sind. So sind Obertöne, leiseste Geräusche und feinsten Nuancen wie Instrumentenklappen oder Luftströme hörbar.“ 

    Volquartz und Schindler haben mit dem englischen Label FMR einen besonderen Partner gefunden: Es ist seit vielen Jahren eine der weltweit führenden Plattenfirmen für frei improvisierte Musik. 

    Info:

    Ove Volquartz 

    Der Göttinger Jazzmusiker spielt Klarinetten, Saxophone sowie Flöte. Er arbeitete u.a. mit afroamerikanischen Musikern wie Cecil Taylor, Lester Bowie, Roscoe Mitchell oder Marion Brown. Zudem trat der 1949 geborene Instrumentalist mit europäischen Freejazz-Musikern wie Gunter Hampel, Baby Sommer, Peter Kowald oder Vladimir Chekassin auf. Plattenaufnahmen erfolgten u.a. mit Annexus Quam, Gunter Hampel, Abbey Rader, Cecil Taylor, TAG-Trio, Reciprocal Uncles, Second Exit, Yoko Miura, Gianni Mimmo oder Thaons Chrysakis. 

    Udo Schindler

    studierte Flöten am Konservatorium Nürnberg studierte und arbeitet als Architekt in München. Der 1952 geborene Musiker spielt Klarinetten, Saxophone, Flöten, Blechblasinstrumente, Analogsynthesizer und Liveelektronik. Seine Schwerpunkte: improvisierte und zeitgenössischer Musik, Avantgarde-Jazz, Komposition und Raumklangperformance.

    Ove Volquartz releases album with Udo Schindler on English record label Meeting the woofers One of the greatest challenges for musicians: Improvising together on the same instruments. Here sounds merge all too quickly and it is important to create creative contrasts. This is exactly what the Göttingen jazz musician Ove Volquartz has been daring to do together with the Munich multi-instrumentalist Udo Schindler. They perform together again and again to create music from the moment on bass and double bass clarinets. Now they have released a duo album on the English label FMR Records. The concept: free improvisations exclusively on deep sounding clarinets. “Bass clarinets just sound good and they are fun to play in pairs. You complement each other and you can create contrasts ”, enthuses Ove Volquartz about the duo with his Munich colleague. Udo Schindler adds: „The constellation with the bass instruments as a duo is rare – I don’t know of any other duo, especially not in improvised music.“ Volquartz and Schindler have been well connected in the European improvised music scene for years and are internationally sought-after instrumentalists. „We played together for the first time in 2007 in Erlangen in a larger ensemble,“ says Volquartz about the formation of the duo. „We intensified our cooperation in 2016 when Udo invited me to a duo improvisation in his ‚Salon for Sound + Art‘, which he has been organizing in the Munich suburb of Krailling for years.“ The duo CD was titled “Tales about Exploding Trees and other Absurdities”. The five tracks are characterized by the soft and warm sound of the deep-sounding clarinets. Their improvisation resembles conversations: sometimes in harmony, sometimes in divergent contrast. Soft and almost whispered sound pads meet overblown hard screams or rhythmic clacking mechanics of the clarinets. Sound structures suddenly seem to turn in circles like a mystical carousel. Improvisations rub against each other like noises, tones crack with a clatter, velvety sounds nestle against each other and merge. They contrast their unvarnished authenticity with a dazzling sound. The one hundred percent presence in the moment outstrips any dreaminess. That sounds sometimes archaic, sometimes abstract and sometimes very emotionally grounded. Both musicians emphasize the contrasts that this duo offers. „With me you hear more elements from the jazz tradition like a certain sense of time and pulse,“ says Ove Volquartz. “Udo, on the other hand, is more of a multi-instrumentalist, also plays brass instruments and comes from new music and the tonal.” Udo Schindler always finds the game with his Göttingen colleague refreshing: “In our duo, the familiar is not unwound, we let ourselves be surprise with new sounds such as microtonality, multiple sounds or noisy articulations. “ The new CD is already the duo’s second woofer album. Like the first CD, it was recorded live at the “Salon für Klang + Kunst” event series. Udo Schindler emphasizes the audiophile sound quality of the recording: “When it comes to the recording technology and processing, we make sure that the ’normally disturbing‘ background noises are equivalent. Overtones, the slightest noises and the finest nuances such as instrument keys or air currents can be heard. “ Volquartz and Schindler have found a special partner in the English label FMR: For many years it has been one of the world’s leading record labels for freely improvised music. Udo Hinz Info: Ove Volquartz The Göttingen jazz musician plays clarinets, saxophones and flute. He worked with African American musicians such as Cecil Taylor, Lester Bowie, Roscoe Mitchell and Marion Brown. The instrumentalist, born in 1949, also performed with European free jazz musicians such as Gunter Hampel, Baby Sommer, Peter Kowald and Vladimir Chekassin. Recordings were made with Annexus Quam, Gunter Hampel, Abbey Rader, Cecil Taylor, TAG-Trio, Reciprocal Uncles, Second Exit, Yoko Miura, Gianni Mimmo and Thaons Chrysakis. Udo Schindler studied flutes at the Nuremberg Conservatory studied and works as an architect in Munich. Born in 1952, the musician plays clarinets, saxophones, flutes, brass instruments, analog synthesizers and live electronics. His focus: improvised and contemporary music, avant-garde jazz, composition and surround sound performance. 

    Göttinger Tageblatt_05.02.2021 / Udo Hinz

     

    Superbe série de fables et contes pour clarinettes basses et contrebasses, plus une petite clarinette jouée par Udo Schindler. Les instruments de souffle graves murmurent, des mélodies inconnues tournoient, grasseyent, mordent les aigus tranchants, font des jeux d’ombres. Cinq moments de connivence, d’écarts et de lumière. Les titres : Story Telling, car Ove Volquartz et Udo Schindler excellent à raconter des histoires, Klobstokian Lullaby où nait une comptine incertaine et peut-être familière, Distorted Meditation ou comment faire grincer et résonner les sons graves, puis étirer les harmoniques, About Exploding Trees, la colonne d’air à l’étroit dans le gros et long tube en bois noir éclate et s’échappe dans des rires impromptus, Pyrodase , élixir de jouvence qui nous fait franchir les limites de l’espace-temps. Leur lyrisme est aussi évident que leur habileté à chercher et à créer des formes renouvelées, boisées, aériennes, … une saveur, une puissance fragile se dégage La performance mérite vraiment le détour, car on entend un véritable clarinettiste contrebasse et les entrelacs des quatre clarinettes, basse et/ ou contrebasse nous font entrevoir que l’une est le prolongement singulier de l’autre comme dans un rêve éveillé. Grave, lyrique, savant et très inspiré. Un album unique en son genre auquel on retourne avec plaisir. 

    Hervorragende Reihe von Fabeln und Erzählungen für Bass- und Kontrabassklarinetten sowie eine kleine Klarinette von Udo Schindler. Tieftönige Ateminstrumente flüstern, ungewohnte Melodien wirbeln, schmieren, beißen die scharfen Höhen, spielen Schatten. Fünf Momente der Komplizenschaft, Lücken und des Lichts. Die Titel: Geschichtenerzählen, weil Ove Volquartz und Udo Schindler hervorragend darin sind, Geschichten zu erzählen, Klobstokian Lullaby, wo ein unsicherer und vielleicht vertrauter Reim geboren wird, verzerrte Meditation oder wie man leise Klänge quietschen und mitschwingen lässt, dann die Harmonischen dehnen, Über explodierende Bäume Die Luftsäule, die in der großen und langen schwarzen Holzröhre verkrampft ist, platzt und entweicht in spontanem Lachen, Pyrodase, Elixier der Jugend, das uns die Grenzen der Raum-Zeit überschreiten lässt. Ihre Lyrik ist ebenso offensichtlich wie ihre Fähigkeit, erneuerte, holzige, luftige Formen zu suchen und zu kreieren. Es entsteht ein Geschmack, eine zerbrechliche Kraft. Die Aufführung ist den Umweg wirklich wert, denn wir hören einen echten Kontrabassklarinettisten und die Verflechtung der vier Klarinetten , Bass und / oder Kontrabass lassen uns erkennen, dass das eine die einzigartige Erweiterung des anderen ist, wie in einem Wachtraum. Ernst, lyrisch, gelehrt und sehr inspiriert. Ein einzigartiges Album dieser Art, zu dem wir gerne zurückkehren. 

    Superb series of fables and tales for bass and double bass clarinets, plus a small clarinet played by Udo Schindler. Low-pitched breath instruments whisper, unfamiliar melodies whirl, greasy, bite the sharp treble, play shadows. Five moments of complicity, gaps and light. The titles: Story Telling, because Ove Volquartz and Udo Schindler are excellent at telling stories, Klobstokian Lullaby where an uncertain and perhaps familiar rhyme is born, Distorted Meditation or how to make low sounds squeak and resonate, then stretch the harmonics, About Exploding Trees, the column of air cramped in the big and long black wooden tube bursts and escapes in impromptu laughter, Pyrodase, elixir of youth which makes us cross the limits of space-time. Their lyricism is as obvious as their skill in seeking and creating renewed, woody, airy forms,… a flavor, a fragile power emerges The performance is really worth the detour, because we hear a real double bass clarinetist and the intertwining of the four clarinets , bass and / or double bass make us glimpse that one is the singular extension of the other as in a waking dream. Serious, lyrical, learned and very inspired. A unique album of its kind to which we return with pleasure. 

    Jean-Michel Van Schouwburg

     

    Udo Schindler / Ove Volquartz – 

    Tales about exploding trees and other Absurdities

    Zwei Tieftöner, die sich auf Free Jazz und freie Improvisationen konzentrieren, treffen bei dieser Albumveröffentlichung aufeinander. Da ist zum einen Udo Schindler, der Bass- und Kontrabassklarinette spielt ,und da ist zum anderen Ove Volquartz, der die gleichen Instrumente ins Spiel einbringt. Udo Schindler spielt zudem Piccolo und tanzt damit aus der Reihe der tiefen Klangfärbungen.   

       Ove Volquartz ist seit den 1970er Jahren in der deutschen Free-Jazz- und Improvisationsszene unterwegs. Tieftönige Klarinetten, die sind das Markenzeichen von Volquartz, wenn man so will. Er hat mit nachstehend genannten Musikern zusammengearbeitet: u. a. Cecil Taylor, Roscoe Mitchell, Peter Kowald, Gunter Hampel, Barre Phillips, Sabu Toyozumi, Perry Robinson, Peeter Uuskyla, Gianni Mimmo und Gianni Lenoci. Außerdem kooperiert er mit dem Orgelspieler Peer Schlechta und Gegenwartskomponisten wie Daniel Ott. Bekannt ist er außerdem für grenzüberschreitende Projekte wie die Zusammenarbeit mit Tadashi Endo. In der Vergangenheit hat er Alben unter anderem mit Annexus Quam, Gunter Hampel, TAG Trio, Second Exit und Cecil Taylor aufgenommen.
       Udo Schindlers musikalische Karriere verlief anders als die von Ove Volquartz: Zunächst war er als Rock- und Rockjazz-Musiker unterwegs, bevor er Flötenunterricht am Konservatorium Nürnberg nahm. Es folgte nun nicht etwa ein Studium der Musikwissenschaften oder eines Instruments an einer Musikhochschule, sondern ein Architekturstudium an der TU München. Im Anschluss daran arbeitete er im Hauptberuf als Architekt. In den 1990er-Jahren wandte er sich der Neuen Musik (Arch. Ensemble) und der improvisierten Musik (Schindler.Interferenz.3) zu. Neben Saxofonen und Klarinetten beschäftigte er sich mit dem Kornett. Bekannt wurde er mit Solo- und Duoprojekten auf Festivals Neuer Musik (musica viva, Klangaktionen, …), Jazz oder experimenteller Musik. Dabei kam es zu Kooperationen mit Musikern wie Hubert Bergmann, Gerry Hemingway, Eddie Prévost, Sebi Tramontana, Georg Wissel, John Russell, Blaise Siwula, Frank Gratkowski, Hans Koch, Urs Leimgruber, Elisabeth Harnik, Katharina Weber und Frank Paul Schubert.
       Fünf Improvisationen unterschiedlicher Länge enthält das aktuelle Album, angefangen bei „Story Telling“ über „Klobstokian Lullaby“ und „About Exploding Trees“ bis hin zu „Pyrodase“. Sonores Bassgebrumme zieht bereits im Eröffnungsstück am Ohr des Hörers vorbei. Tiefe Töne schwellen an und vergehen, mischen sich, erscheinen  trotzdem als Kontraste in ihrer Tieftönigkeit, wenn die beiden Klarinettisten zu hören sind. Man vernimmt ein Hin und ein Her. Bewegungen sind mit im Spiel. Neinsager scheint auf Jasager zu treffen. Beharrungen verdichten sich im Klang. Bisweilen wird die Welt des tiefen Klangs verlassen. Es schnurrt allenthalben. Explosives wird hörbar. Aufgeregtheit greift um sich. Langwellige Linien werden gezogen. Darüber breiten sich kurze Strichzeichnungen des Klangs aus. Unisono ist Fehlanzeige, auch wenn gemeinschaftliche Tieftönigkeit gegenwärtig ist. Ab und an verliert sich einer der beiden Bassklarinettisten auch in tänzerische Klangeskapaden. Aufschreie treffen auf Explosivlaute. Es wird A gesagt und mit B geantwortet. Und das alles wird unter „Story telling“ subsumiert. Atem rauscht und wird von Bassvibrationen begleitet. Gelegentlich wird auch eine Melodielinie sichtbar. Sie wandert auf und ab, unterbrochen von spitzem Geschrei. Explosive Laute hören wir auch im Wechsel, dabei den Eindruck gewinnend, dass hier ein Wettstreit zwischen zwei Holzbläsern ausgetragen werde.
       „Klobstokian Lullaby“ lautet das nächste Stück. Sollte man dabei an ein Kinderlied im Sinne des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock denken? Zunächst nur Atemzüge und dann in Klangfarben übergehend und sich mit Tinitusklängen verbindend – so kommt das Kinderlied daher. Hört man über längere Abschnitte zu, so denkt man an Hafenszenen und an Flüsse im Nebel, dabei Schiffssirenen hörend. Auch symbolistische Brügge-Ansichten von Fernand Khnopff mögen dem einen oder anderen Hörer in den Sinn kommen. Inferno und gespenstische Szenerie sind Begriffe, die beim Hören aufblitzen. Ein süßliches Kinderlied hört man gewiss nicht. Wie im Eingangsstück verbinden sich die beiden Protagonisten der Improvisation in einem Zopfmuster miteinander. Dies wird geknotet und dann wieder entknotet. Insgesamt überwiegt das Ungebundene. Das bedeutet nun nicht, dass die beiden Musiker bezugslos agieren. Im Gegenteil, es gibt dichte Interaktionen, wenn auch nicht immer in einem harmonischen Dialog. Eher ist Kontroverse angesagt.
       Bei „About Exploding Trees“ vernimmt man „Klappenschnalzen“. Anschließend lässt der eine der beiden Beteiligten seine sonore Stimme ertönen und der andere erregt und echauffiert sich, dringt dabei in Tonsphären jenseits von Bass und Kontrabass vor. Der eine Musiker, so hat es den Anschein, köchelt seine Improvisation auf kleiner Flamme, der andere spielt mit dem lodernden Feuer. Zwischendrin hat man den Eindruck, alles komme zur Ruhe, würde nicht die Entladung gesucht und angesteuert. Weiche Klangpassagen sind zu vernehmen, gelegentlich von einem Krächzen und Käckern fragmentiert. Klopflaute spielen auch eine Rolle. Gewisper vermischt sich mit unterdrücktem Röcheln und Röhren. Lautfragmente dringen ans Ohr des Zuhörers. Geschnatter kommt zeitweilig auch vor. Und was hat das alles mit explodierenden Bäumen zu tun? Zum Schluss heißt es dann: „Pyrodase“.

    Two woofers that focus on free jazz and free improvisation meet on this album release. On the one hand there is Udo Schindler, who plays the bass and double bass clarinet, and on the other hand there is Ove Volquartz, who brings the same instruments into play. Udo Schindler also plays piccolo and thus dances from the series of deep sound colors. Ove Volquartz has been on the German free jazz and improvisation scene since the 1970s. Low-pitched clarinets are the trademark of Volquartz, if you will. He has worked with the following musicians: i.a. Cecil Taylor, Roscoe Mitchell, Peter Kowald, Gunter Hampel, Barre Phillips, Sabu Toyozumi, Perry Robinson, Peeter Uuskyla, Gianni Mimmo and Gianni Lenoci. He also works with the organ player Peer Schlechta and contemporary composers such as Daniel Ott. He is also known for cross-border projects such as the collaboration with Tadashi Endo. In the past he has recorded albums with Annexus Quam, Gunter Hampel, TAG Trio, Second Exit and Cecil Taylor, among others. Udo Schindler’s musical career was different from that of Ove Volquartz: First he was a rock and rock jazz musician before taking flute lessons at the Nuremberg Conservatory. This was not followed by studying musicology or an instrument at a music college, but studying architecture at the Technical University of Munich. He then worked as an architect full-time. In the 1990s he turned to new music (Arch. Ensemble) and improvised music (Schindler.Interference.3). In addition to saxophones and clarinets, he dealt with the cornet. He became known for solo and duo projects at festivals of new music (musica viva, sound campaigns, …), jazz and experimental music. This resulted in collaborations with musicians such as Hubert Bergmann, Gerry Hemingway, Eddie Prévost, Sebi Tramontana, Georg Wissel, John Russell, Blaise Siwula, Frank Gratkowski, Hans Koch, Urs Leimgruber, Elisabeth Harnik, Katharina Weber and Frank Paul Schubert. The current album contains five improvisations of different lengths, starting with “Story Telling” via “Klobstokian Lullaby” and “About Exploding Trees” to “Pyrodase”. Sonores‘ bass rumble already passes the listener’s ear in the opening piece. Low notes swell and fade, mix, but still appear as contrasts in their low notes when the two clarinetists can be heard. You can hear back and forth. Movements are involved. No-sayers seem to meet yes-sayers. Persistence condenses in the sound. Sometimes the world of deep sound is left. It purrs everywhere. The explosive becomes audible. Excitement is rampant. Long wavy lines are drawn. Short line drawings of the sound spread out over it. Unison is a nonsense, even if communal low notes are present. Every now and then one of the two bass clarinetists gets lost in dancing soundtracks. Screams meet explosive sounds. A is said and a B answered. And all of this is subsumed under “story telling”. Breath rushes and is accompanied by bass vibrations. Occasionally a melody line will also be visible. She wanders up and down, interrupted by sharp shouts. We also hear explosive sounds alternately, gaining the impression that a competition between two woodwinds is taking place here. “Klobstokian Lullaby” is the next piece. Should one think of a children’s song in the sense of the poet Friedrich Gottlieb Klopstock? At first only breaths and then transitioning into timbres and connecting with tinnitus sounds – this is how the children’s song comes from. If one listens for longer stretches, one thinks of harbor scenes and rivers in the fog, while hearing ship sirens. Fernand Khnopff’s symbolist views of Bruges may also come to mind for one or the other listener. Inferno and ghostly scenery are terms that flash when you listen. You certainly don’t hear a sweet nursery rhyme. As in the opening piece, the two protagonists of the improvisation join together in a cable pattern. This is knotted and then untied again. Overall, the unbound predominates. That doesn’t mean that the two musicians act without reference. On the contrary, there are dense interactions, even if not always in a harmonious dialogue. Controversy is more the trend. At “About Exploding Trees” you can hear “flap flaps”. Then one of the two participants lets his sonorous voice sound and the other gets excited and angry, penetrating into tonal spheres beyond the bass and double bass. One of the musicians, it seems, is simmering his improvisation on a small flame, the other is playing with the blazing fire. In between you have the impression that everything is coming 

     

    JAZZ’HALO / jazz© ferdinand dupuis-panther

     

    About Exploding Trees and Other Absurdities

    The Munich Sound Studies Vol. 1

    The Munich Sound Studies Vol. 2 & 3

    Lakefront Discussions

    Udo Schindler (multiinstr), Jaap Blonk (voc, electronics), 

    Damon Smith (b), Karina Erhard (f), Ove Volquartz (bcl)

    (CD – FMR/Records)

    Erneut wartet der Münchner Multiinstrumentalist Udo Schindler mit einer geballten Ladung an neuen Veröffentlichungen auf. Wieder sind es allesamt Live-Aufnahmen in fünf verschiedenen Settings mit je dazugehörigen Live-Videos, hochgeladen auf YouTube. Schindler ist ein umtriebiger, nach vorne schauender Klangforscher, der die Auseinandersetzung mit dem Moment und dem Publikum sucht. Dementsprechend schnörkellos und ungekürzt geben alle Aufnahmen auch die Konzertsituation wieder. Und auch die Videos kommen ohne jegliche Effekte daher. Seine Partner/-innen sind ausnahmslos virtuose Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, die fernab jeglicher Klischees improvisieren. Auf die Titel der CDs ist also Verlass.

    Es braucht viel Hingabe, sich diesem Œuvre in seiner Fülle aufmerksam zu widmen, ins-besondere, weil die Produktion nichts beschönigen will. Wer die freie Improvisation liebt, weiß, dass in solchen Konzertsituationen die klangliche Suche wie auch die Ekstase dazugehört. Als Zuhörer im Live-Setting stellt man sich dieser Suche und manchmal wird man dafür reich belohnt. Zu Hause fällt das manchmal allerdings ein wenig schwerer und eine etwas selektivere Veröffentlichung des Gespielten hätte den Zugang zu Schindlers Werk wohl erleichtert. Man hat den Anschein, dass es Schindler auch einfach um eine Archivierung und möglichst lückenlose Dokumentation des eigenen Schaffens geht.

    Und auch in „Tales about Exploding Trees and other Absurdities“ ist die klangliche Vielfalt des Zusammenspiels von zwei Bassklarinetten stellenweise äußerst anregend. In dieser Produktion mit Ove Volquartz ist eine klare gemeinsame Klangsprache zu hören. Komplementär oszillieren die beiden Protagonisten zwischen linearen Erkundungsreisen, multiphonischer Abstraktion und flirrenden Sheets of Sounds. Es erstaunt nicht, dass dieses Duo bereits eine etwas längere Geschichte vorweisen kann. Man gestaltet die Bögen zusammen und der Klangmix überzeugt.

    Alle vier Veröffentlichungen können durchaus Räume öffnen, gerade auch, wenn man sich für die klanglichen Möglichkeiten der verschiedenen Instrumente interessiert. 

    Once again, the Munich multi-instrumentalist Udo Schindler comes up with a whole load of new releases. Again, they are all live recordings in five different settings, each with associated live videos, uploaded to YouTube. Schindler is a busy, forward-looking sound researcher who seeks to grapple with the moment and the audience. Accordingly, all recordings reflect the concert situation directly and without edits. And the videos also come without any effects. His partners are all virtuoso instrumentalists who improvise far from any clichés. You can therefore rely on the titles of the CDs. It takes a lot of dedication to pay close attention to this oeuvre in its fullness, especially because the production does not want to gloss over anything. Anyone who loves free improvisation knows that in concert situations like this, the search for sound as well as ecstasy are a part of it. As a listener in a live setting you face this search and sometimes you are richly rewarded for it. At home, however, it is sometimes a little more difficult and a more selective publication of what has been played would have made access to Schindler’s work easier. It seems that Schindler is simply interested in archiving and documenting his own work as completely as possible.

     … And also in “Tales about Exploding Trees and other Absurdities” the tonal variety of the interplay of two bass clarinets is sometimes extremely stimulating. In this production with Ove Volquartz a clear common sound language can be heard. Complementary, the two protagonists oscillate between linear expeditions, multiphonic abstraction and shimmering sheets of sounds. It is not surprising that this duo already has a slightly longer history. You design the bows together and the sound mix is ​​convincing. All four publications can certainly open up spaces, especially if you are interested in the tonal possibilities of the various instruments.

    Jazz’n more 2_2021 (CH) / Clemens Kuratle

     

    Throughout a meritorious career across the diversified scenes of improvisation, Udo Schindler has proven himself to be an indefatigable seeker of top rank duets. In this particular case, he dialogues with an equally distinguished colleague: Ove Volquartz, also a musicologist, has in fact to his credit collaborations with – among others – Cecil Taylor, Roscoe Mitchell, Peter Kowald, Barre Phillips. On this set of live recordings from 2018, both men performed on bass and double bass clarinet, Schindler’s additional use of the piccolo being the lone variance.

    One can play this CD a hundred times, and still not get to the bottom of the whys and wherefores behind the fulfillment obtained from contrapuntal (and vibrational) twists and turns. A note inside the cover – specifying „all compositions by…“ – is indicative of what can be enjoyed. A high percentage of improvisational craftsmanship is sustained by structural consistency. The firm intelligibility of the melodic schemes – however dissonant they may be – made us suppose of previously rehearsed sections. While we’re not sure of this having really occurred, a concept of mercurial tactility is anyhow laid down from the beginning.
    To dwell solely on the rewards connected to the search for timbral near-perfection, a parallel dimension of this analysis must be entered. The total control of every emission is well within Volquartz and Schindler’s reach; it could not be otherwise, given the inestimable wealth of experience acquired in decades of instrumental training and human networking. Shattering the grain of the tone to the point of seizing its micro-particles; merging the upper partials to generate tiny earthquakes in the ear membranes; inducing in the listener a mental void via low pitches revealing their constituents little by little. This, and much more, is featured in Tales About Exploding Trees And Other Absurdities. Complemented by rare modesty, if the rest were not enough.

     

    Im Laufe seiner verdienstvollen Karriere in den verschiedensten Bereichen der Improvisation hat sich Udo Schindler als unermüdlicher Sucher von hochkarätigen Duos erwiesen. In diesem besonderen Fall führt er einen Dialog mit einem ebenso angesehenen Kollegen: Ove Volquartz, ebenfalls Musikwissenschaftler, hat u.a. mit Cecil Taylor, Roscoe Mitchell, Peter Kowald und Barre Phillips zusammengearbeitet. Auf diesem Set von Live-Aufnahmen aus dem Jahr 2018 spielen beide Männer auf Bass- und Kontrabassklarinette, wobei Schindlers zusätzlicher Einsatz der Piccolo-Klarinette die einzige Abweichung darstellt. Man kann diese CD hundertmal abspielen und immer noch nicht auf den Grund der erfüllenden Gestaltung kommen, die sich aus den kontrapunktischen (und schwingungsmäßigen) Wendungen ergibt. Eine Notiz auf der Innenseite des Covers – mit der Angabe „all compositions by…“ – ist ein Hinweis darauf, was man genießen kann. Ein hoher Prozentsatz an improvisatorischer Kunstfertigkeit wird von struktureller Konsistenz getragen. Die feste Verständlichkeit der melodischen Schemata – so dissonant sie auch sein mögen – ließ uns an vorher geprobte Abschnitte denken. Auch wenn wir nicht sicher sind, ob dies wirklich der Fall war, so ist doch von Anfang an ein Konzept von quecksilbriger Taktilität angelegt. Wenn man sich nur auf die Ergebnisse konzentriert, die mit der Suche nach klanglicher Perfektion verbunden sind, muss man eine parallele Dimension dieser Analyse betrachten. Die totale Kontrolle jeder Gestaltungsweise liegt für Volquartz und Schindler in greifbarer Nähe; es könnte nicht anders sein, angesichts des unschätzbaren Erfahrungsschatzes, den sie in jahrzehntelanger Instrumentalausbildung und menschlicher Vernetzung erworben haben. Die Körnung des Tons zu zertrümmern, um seine Mikropartikel zu erfassen; die oberen Teiltöne zu verschmelzen, um winzige Erdbeben in den Ohrmembranen zu erzeugen; im Zuhörer eine geistige Leere durch tiefe Töne zu erzeugen, die nach und nach ihre Bestandteile offenbaren. Dies und vieles mehr ist in Tales About Exploding Trees And Other Absurdities zu hören. Ergänzt durch eine seltene Bescheidenheit, als ob der Rest nicht schon genug wäre.

    Massimo Ricci-touching extremes / 

    squid’s ear (NYC) https://www.squidco.com/ear/

The more I listen to his music, the more convinced I become that Udo Schindler is one of the un(der)sung master reedsmen both in the strange streams of sound he coaxes out of his horns and the concerted way he avoids the conventional grammar. It is as if he is building a new vernacular for his instrument in real time. 

Schindler’s unique style comes through particularly well in duos and, it seems, in live performances. He took the pandemic to dig through his back catalog of recordings. Many of these reached public ears through download only releases on his Bandcamp page and, notably, many were duos. Indeed, Schindler seems to have really gravitated to the duo, likely somewhat because of practicality but also because of the possibilities of that configuration. It offers big spaces for each musician to be heard — full blast or sotto voce — and gives each a counterpart — sometimes a companion and others a sparring partner — with whom to bounce around ideas and to whom to respond. Depending on the instrumentation and the players, it also frees the musicians from rhythm’s centripetal force and gives them license to explore other, in this case amelodic and atonal, places. …

Je öfter ich seine Musik höre, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass Udo Schindler einer der un(der)besungenen Meisterbläser ist, sowohl in den seltsamen Klangströmen, die er seinen Hörnern entlockt, als auch in der konzertierten Art und Weise, wie er die konventionelle Grammatik vermeidet. Es ist, als ob er in Echtzeit eine neue Umgangssprache für sein Instrument entwickeln würde. 

Schindlers einzigartiger Stil kommt besonders gut in Duos und, wie es scheint, bei Live-Auftritten zur Geltung. Er nutzte die Pandemie, um sich durch seinen alten Katalog von Aufnahmen zu wühlen. Viele davon wurden der Öffentlichkeit nur als Download auf seiner Bandcamp-Seite zugänglich gemacht, und vor allem waren viele davon Duos. Schindler scheint sich tatsächlich zum Duo hingezogen zu fühlen, wahrscheinlich aus praktischen Gründen, aber auch wegen der Möglichkeiten dieser Konstellation. Es bietet jedem Musiker einen großen Raum, um gehört zu werden – mit voller Wucht oder sotto voce – und gibt jedem ein Gegenüber – manchmal einen Begleiter und manchmal einen Sparringspartner -, mit dem er Ideen austauschen und auf den er reagieren kann. Je nach Besetzung und Spielern befreit es die Musiker auch von der zentripetalen Kraft des Rhythmus und gibt ihnen die Freiheit, andere – in diesem Fall amelodische und atonale – Orte zu erkunden.

 pastedGraphic.png NYC / review by Nick Ostrum / 2023-04-04