Udo Schindler & Michel Wintsch  - le démon de l’analogie

Alle CDs sind in München im Kaufhaus Beck-Jazz-Avantgarde, bei Optimal Schallplatten, Pilgrims of Sound oder bei mir erhältlich + per Mailorder z.B. bei
www.nomansland-records.de
www.pilgrims-of-sound.com
www.jazzmessengers.com

Udo Schindler & Michel Wintsch

le démon de l’analogie

FMR CD630-0422

Udo Schindler       clarinets & saxophones
Michel Wintsch     pleyel piano

  1. le démon de l’analogie   06:13
  2. des paroles                        09:16
  3. inconnues                          02:22
  4. chantérent-elles              05:07
  5. sur vous levres                 02:15
  6. lambeaux mandits          06:30
  7. d`une phrase                    08:27
  8. absurde?                            01:53

Live rec. at September 30th, 2016 by Udo Schindler at the 67th Salon für Klang+Kunst in Krailling/Munich 

Mix & master by Wolfgang Obrecht / Tonstudio RichArt

Cover photo by Udo Schindler

Inside photos by KP Mendler

All compositions by Udo Schindler (GEMA) & Michel Wintsch (Suisa)

Graphic design by Schindler & FMR

Produced by Udo Schindler

Executive production by FMR

le démon de l’analogie / unheimliche analogie / the demon of analogy

Avez-vous déjà entendu des mots inconnus sortir de vos lèvres, fragments importuns d’une phrase absurde ? Erklangen schon einmal von deinen lippen unbekannte worte, unwillkommene fetzen eines absurden satzes?Have you ever heard unknown words rang out from your lips, unwelcome fragments of an absurd sentence?         Stéphane Mallarmé

Les mots de Stéphane Mallarmé ont été publiés pour la première fois en 1874 dans la revue du monde. Les titres des pièces sont S.M. emprunté, qui comprend ses textes comme des instruments. Les harmonies sonores de la langue française mettent le lecteur au défi de déchiffrer, d’allier complexité et ambiguïté. Vous ne serez pas dévoré. Le lecteur/auditeur doit s’impliquer et être lui-même créatif, laisser de l’espace à ses fantasmes.

Die worte von Stéphane Mallarmé sind erstmals 1874 in der revue du monde veröffentlicht.

Die titel der musikstücke sind S.M. entlehnt, der seine texte als instrumente versteht. Die klangharmonien der französischen sprache fordern den leser zum entziffern, zum kombinieren der komplexität und mehrdeutigkeit auf. Sie lassen sich nicht verschlingen. Der leser/hörer muß sich darauf einlassen und selbst kreativ werden, seinen phantasien raum geben.

The words of Stéphane Mallarmé are first published in 1874 at la revue du monde nouveau.

The titles of the pieces are borrowed from Stéphane Mallarmé, who sees his texts as instruments. The sound harmonies of the French language challenge the reader to decipher and combine the complexity and ambiguity. You will not be devoured. The reader / listener has to get involved and be creative himself, give his fantasies space. us

REVIEWS

Auch zwei neue CDs auf FMR Records zeigen wieder UDO SCHINDLERs Spannweite: Fragile Eruptions(FMRCD625-0422) enthält die Begegnungen am 29./30.11.2019 bei 98. Salon für Klang+Kunst und in der Galerie arToxin mit PETER JACQUEMYNs Kontrabass & Stimme…

Mit diesen temperamentsbolzigen Turbulenzen kontrastiert Le démon de l’analogie (FMR CD630-0422) im Rückgriff auf den 67. Salon für Klang+Kunst am 30.9.2016 und dem Einklang von UDO SCHINDLERs Klarinetten & Saxofonen mit MICHEL WINTSCH am Pleyel-Piano. Die beiden assoziieren dazu die mots inconnus und unwillkommenen Fetzen einer absurden Phrase, über die Stéphane Mallarmé sich in ‚Le Démon de l´Analogie‘ den Kopf zerbrochen hat. Diese Analogie² verweist darauf, dass da was Unheimliches mitschwingt im alogisch stammelnden Sichzusammentasten des Kraillingers mit dem ihm bis dato unvertrauten Schweizer, dessen Spiel mit Gerry Hemingway & Bänz Oester als WHO Trio und mit Christian Weber & Christian Wolfarth als WWW, mit Antoine Läng in Innlaandds oder mit Marco von Orelli freilich eine hohe Wahrscheinlichkeit der Kompatibilität versprach. Wintsch tastet sich so subtil voran, als wollte seine Linke nicht wissen was die Rechte tut, wobei dieses dunkle Tatzen und gläserne Klimpern, das besonders deutlich macht, warum Tasten so heißen, wohl einer höheren (A)-Logik folgt, die Schindlers Soprano tirilierend und in einer Folge rauer Klangfetzen intuitiv bejaht. Indem er seine Töne lutscht, züllt, liebevoll zerrt, maulbrüterisch hütet. Bedächtige Tongebung kreuzt sich mit huschender, vibrierende mit gedehnter, ostinat verquirlte oder rumorende mit schrill keckernder, brüchig zirpender. Als luftige Hülle von Gedanken und Gefühlen, die sich anders nicht sagen lassen. Das Unterbewusste knarrt in herber Poesie, dem Überich fliegt kirrend und klirrend die Mütze davon. Pickend und hämmernd scheucht Wintsch die Dämonen über Tasten und Drähte, lässt sie toben und tanzen, und Schindler küsst sie, wo er sie trifft.

Two new CDs on FMR Records again show UDO SCHINDLER’s span: Fragile Eruptions (FMRCD625-0422) contains the encounters on 29/30/11/2019 at 98th Salon für Klang+Kunst and at Galerie arToxin with PETER JACQUEMYN’s double bass & voice….

Contrasting with this temperamental turbulence is Le démon de l’analogie (FMR CD630-0422) in recourse to the 67th Salon für Klang+Kunst on 30/9/2016 and the harmony of UDO SCHINDLER’s clarinets & saxophones with MICHEL WINTSCH on Pleyel piano. The two associate the mots inconnus and unwelcome scraps of an absurd phrase about which Stéphane Mallarmé racked his brains in ‚Le Démon de l’Analogie‘. This analogy indicates that something uncanny resonates in the alogically stammering groping together of the Kraillinger with the hitherto unfamiliar Swiss, whose playing with Gerry Hemingway & Bänz Oester as WHO Trio and with Christian Weber & Christian Wolfarth as WWW, with Antoine Läng in Innlaandds or with Marco von Orelli certainly promised a high probability of compatibility. Wintsch gropes his way forward as subtly as if his left hand didn’t want to know what his right hand was doing, whereby this dark pawing and glassy strumming, which makes it particularly clear why keys are called that, probably follows a higher (A) logic, which Schindler’s soprano intuitively affirms in a warbling manner and in a succession of rough sound fragments. By sucking his tones, taming them, tugging them lovingly, guarding them like a muzzler. Thoughtful tones cross with flitting ones, vibrating ones with stretched ones, ostinato whisked or rumbling ones with shrilly nagging ones, brittle chirping ones. As an airy envelope of thoughts and feelings that cannot be said otherwise. The subconscious creaks in harsh poetry, the superego’s cap flies away clinking and clanking. Picking and hammering, Wintsch chases the daemons over keys and wires, lets them romp and dance, and Schindler kisses them where he meets them.

Bad Alchemy-Rigobert Dittmann [BA 115 rbd]

„The Demon of Analogy“, reedist Udo Schindler on clarinets & saxophone and Michel Wintsch performing on a Pleyel piano, take inspiration from the concepts of French symbolist poet Stéphane Mallamé (1842-1989), who considered his texts as instruments of harmonic complexity and ambiguity, interpreted in eight improvisations recorded live at Krailling, in Munich, Germany in 2016.

Le démon de l‘analogie „, der Reedist Udo Schindler an Klarinetten und Saxophon und Michel Wintsch auf einem Pleyel-Klavier, lassen sich von den Konzepten des französischen symbolistischen Dichters Stéphane Mallamé (1842-1989) inspirieren, der seine Texte als Instrumente harmonischer Komplexität und Ambiguität betrachtete, interpretiert in acht Improvisationen, die 2016 live in Krailling in München aufgenommen wurden. 

Squidco / NYC

Udo Schindler! Three Of a Perfect Pair! 

Niemiecki saksofonista, klarnecista, muzyk prawdziwie multiinstrumentalny, Udo Schindler kończy w tym roku 70 lat i zdaje się obchodzić tę zacną rocznicę w sposób niebywale huczny. Nowe nagrania sypią się jak z rogu obfitości, nie sposób ich wszystkich ogarnąć jedną parą receptorów słuchu, ani tym bardziej, opisać wszystkie zgrabną i pokrętna metaforyką Pana Redaktora. Ale ponieważ jubileusz, to rzecz ważna, redakcja zwarła szyki i przygotowała dla swych ukochanych Czytelników skromny wybór nowości artysty.

Zapraszamy na odczyt i odsłuch trzech duetów. Dwa z nich popełnione zostały w towarzystwie szczególnie na tych łamach hołubionych, swobodnie improwizujących kontrabasistów – Petera Jacquemyna i Meinrada Kneera, trzecia zaś powstała w wyniku kooperacji z pianistą Michelem Wintschem, muzykiem niezwykle intrygującym, który z pozycji wyciszonego kameralisty potrafi w ułamku sekundy przejść na pozycję dyktującego warunki gry. Na tle tych muzyków nasz jubilat wypada doprawdy imponująco. Sięga po cały arsenał instrumentów dętych, nie tylko drewnianych, ale także blaszanych i brnie w swobodne strumienie dźwiękowe z gracją godną nie jednego jubileuszu.

So, welcome to the world of Udo

Der deutsche Saxophonist, Klarinettist und wahrhaftige Multiinstrumentalist Udo Schindler wird dieses Jahr 70 Jahre alt und scheint dieses edle Jubiläum auf bemerkenswert aufwendige Weise zu feiern. Neue Aufnahmen strömen wie ein Füllhorn, es ist unmöglich, sie alle mit einem einzigen Paar Hörrezeptoren zu erfassen, geschweige denn, sie alle mit den hübschen und verdrehten Metaphern von Herrn Editor zu beschreiben. Aber weil ein Jubiläum eine große Sache ist, haben sich die Redakteure zusammengerissen und eine bescheidene Auswahl an Neuigkeiten des Künstlers für ihre geschätzten Leser zusammengestellt.

Wir laden Sie ein, drei Duette zu lesen und zu hören. Zwei der Duette entstanden in Begleitung von Peter Jacquemyn und Meinrad Kneer, Kontrabassisten, die auf diesen Seiten besonders beliebt sind, und das dritte wurde in Zusammenarbeit mit dem Pianisten Michel Wintsch geschrieben, einem äußerst faszinierenden Musiker, der in der Lage ist, in Sekundenbruchteilen von der Position eines ruhigen Kammermusikers in die eines Diktators der Spielbedingungen zu wechseln. Vor dem Hintergrund dieser Musiker ist unser Juwelier wirklich beeindruckend. Er schöpft aus dem gesamten Arsenal der Blasinstrumente, nicht nur der Holzbläser, sondern auch der Blechbläser, und stürzt sich mit einer Anmut, die so manchem Jubiläum würdig ist, in frei fließende Klangströme.

German saxophonist, clarinettist and truly multi-instrumentalist, Udo Schindler turns 70 this year and seems to be celebrating this noble anniversary in a remarkably lavish manner. New recordings are pouring in like a horn of plenty, it is impossible to encompass them all with a single pair of auditory receptors, let alone describe them all with the neat and twisted metaphors of Mr Editor. But because an anniversary is a big deal, the editors have pulled themselves together and prepared a modest selection of the artist’s news for their beloved readers.

We invite you to read and listen to three duets. Two of the duets were written in the company of Peter Jacquemyn and Meinrad Kneer, double bass players who have been particularly popular in these pages, and the third was written in collaboration with pianist Michel Wintsch, an extremely intriguing musician, who is able to move from the position of a quiet chamber musician to one who dictates the playing conditions in a split second. Against the background of these musicians, our jubilarian is truly impressive. He draws on the entire arsenal of wind instruments, not only woodwinds, but also brass, and rushes into free-flowing streams of sound with a grace worthy of many a jubilee.

 

Le Démon De L’Analogie with Michel Wintsch

Trzeci z prezentowanych dziś duetów, to kolejny krok w kierunku wyważonej kameralistyki – otwartej, swobodnej, ale doskonale panującej nad naszymi emocjami. A także wspólna cecha z poprzednimi albumami – z każdym utworem jakość improwizacji rośnie i znów finał jest tym, co najlepsze, definitywnie intrygujące po ostatni dźwięk. Samo otwarcie koncertu (na płycie podanego jednym strumieniem fonii) wydaje się dość delikatne, smukłe, wyciszone – post-klasyczne piano i ciepłe podmuchy z tuby klarnetu, trochę wewnętrznej rytmiki i zatrwożonego śpiewu, pod koniec już saksofonowego. W kolejnej części kilka preparowanych fraz, jakby zajawka tego, co może zdarzyć się w przyszłości. Narracja przypomina tu morskie fale, kategorycznie stroni jednak od zbyt banalnych rozwiązań. Tuż potem trochę kameralistyki uprawianej w pobliżu ciszy, a po niej kolejna zmysłowa ekspozycja. Delikatne, filigranowe piano buduje tu szlak, po którym płynie zaniepokojony losem świata saksofon. Emocje falują, raz sycą się smutkiem, innym razem szukają efektownych wzniesień. 

Piąta narracja dość krótka w formie, dalece wysublimowana w brzmieniu. Tylko rezonujące podmuchy z tuby klarnetu i akcenty percussion, ale radości z odsłuchu ogrom. Kolejna improwizacja schodzi w dół, pełna jest mroku i niedopowiedzeń, ale w drugiej fazie nabiera pewnej dynamiki i podprowadza nas pod dwie ostatnie części, zgodnie z anonsem, definitywnie najpiękniejsze na całym albumie. W siódmej części saksofon i głęboko zanurzone w mroku inside piano kreują suspens mając za plecami echa post-jazzowych fraz. Z jednej strony mikro eskalacje, z drugiej pełna gama kolorów fortepianowej klawiatury. Kierunek podroży wszakże wspólny dla obu artystów – kind of free jazz!  Wreszcie dwuminutowy finał, jakże nerwowy splot zdarzeń – rytm piana i klarnetowe plejady zadziornych westchnień. Improwizacja brzmi niczym klekot mew i gaśnie z wyjątkowym urokiem. 

Das dritte der heute vorgestellten Duette ist ein weiterer Schritt in Richtung einer ausgewogenen Kammermusik – offen, frei, aber mit perfekter Kontrolle über unsere Gefühle. Und es hat eine Gemeinsamkeit mit den vorangegangenen Alben – mit jedem Stück steigt die Qualität der Improvisation, und wieder ist das Finale das beste, definitiv faszinierend bis zum letzten Ton. Schon der Beginn des Konzerts (auf dem Album in einem einzigen Phonostream wiedergegeben) wirkt recht zart, schlank, gedämpft – postklassisches Klavier und warme Tubenstöße der Klarinette, etwas innerer Rhythmus und bedrängter Gesang, am Ende schon saxophonartig. Im nächsten Satz einige vorbereitete Phrasen, wie ein Vorgeschmack auf das, was in Zukunft passieren könnte. Die Erzählung erinnert hier an Meereswellen, vermeidet aber kategorisch allzu banale Lösungen. Kurz darauf kultivierte eine Kammermusik fast die Stille, gefolgt von einer weiteren sinnlichen Exposition. Ein zartes, filigranes Klavier bildet hier eine Spur, auf der das Saxophon, besorgt über das Schicksal der Welt, fließt. Die Emotionen kochen hoch, mal triefen sie vor Traurigkeit, dann wieder suchen sie nach auffälligen Steigerungen. 

Die fünfte Erzählung ist recht kurz in der Form, weit erhaben im Klang. Nur nachhallende Töne der Kontrabassklarinette und ein Hauch von Schlagzeug, aber eine große Freude beim Zuhören. Die nächste Improvisation geht bergab, voller Dunkelheit und Understatement, aber in der zweiten Phase gewinnt sie an Dynamik und bringt uns zu den letzten beiden Sätzen, die laut Kommentar definitiv die schönsten des ganzen Albums sind. Im siebten Satz erzeugen das Saxophon und das tief ins Innere des Klaviers eingetauchte Klavier Spannung mit Anklängen an Post-Jazz-Phrasen im Hintergrund. Auf der einen Seite Mikro-Eskalationen, auf der anderen die ganze Farbpalette der Klaviertastatur. Die Richtung der Reise ist jedoch beiden Künstlern gemeinsam – eine Art Free Jazz!  Das zweiminütige Finale schließlich ist ein nervenaufreibendes Zusammentreffen von Ereignissen – Klavierrhythmen und Klarinettenzupfen mit feurigen Seufzern. Die Improvisationen klingen wie das Krächzen von Möwen und verlaufen mit außergewöhnlichem Charme.

The third of the duets presented today, is another step towards balanced chamber music – open, free, but perfectly in control of our emotions. And it shares a common feature with the previous albums – with each piece the quality of the improvisation increases, and again the finale is the best, definitely intriguing down to the last sound. The very opening of the concerto (given in a single phonostream on the album) seems quite delicate, slender, muted – post-classical piano and warm blasts from the clarinet tuba, some inner rhythm and harried singing, by the end already saxophone-like. In the next movement, a few prepared phrases, as if a glimpse of what might happen in the future. The narration here is reminiscent of sea waves, but categorically avoids too banal solutions. Shortly afterwards, some chamber music cultivated near silence, followed by another sensual exposition. Here, a delicate, filigree piano builds a trail along which the saxophone, concerned about the fate of the world, flows. Emotions ripple, at times oozing sadness, at other times seeking striking ascents.

The fifth narrative quite short in form, far sublime in sound. Only resonating blasts from the contrabass clarinet and touches of percussion, but a joy to listen to immensely. The next improvisation goes downhill, full of darkness and understatement, but in the second phase it gains some dynamism and brings us up to the last two movements, according to the annotation, definitely the most beautiful on the whole album. In the seventh movement, the saxophone and deeply immersed inside piano create suspense with echoes of post-jazz phrases behind. On the one hand, micro escalations, on the other, the full range of colours of the piano keyboard. The direction of the journey, however, is common to both artists – kind of free jazz!  Finally, the two-minute finale, what an unnerving confluence of events – piano rhythms and clarinet plucks of feisty sighs. The improvisation sounds like the cawing of seagulls and goes off with exceptional charm.

trybuna muzyki spontaniczny / piątek, 8 lipca 2022

Notenpult spontan / Freitag, 8. Juli 2022

UDO SCHINDLER, MICHEL WINTSCH

Le Démon de l‘Analogie

Udo Schindler (sss, as, bcl, cbcl), Michel Wintsch (Pleyel p)

Der inzwischen 70-jährige Münchner Improvisator,

Organisator und Architekt Udo Schindler ist vielseitig

interessiert und vernetzt mit einem internationalen

Kreis ähnlich Orientierter, zu denen auch

Schweizer zählen. Seine Klangerforschungen, die

er besonders mit Duoaufnahmen dokumentiert,

werden dementsprechend von ganz Verschiedenem

angeregt. ”Le Démon de l‘Analogie” ist eine Aufnahme

mit dem Genfer Pianisten Michel Wintsch

vom 67. Salon für Klang + Kunst 2016 in Krailling/

München. Die acht Tracks, die das Konzert unterteilen,

sind betitelt mit Worten von Stéphane Mallarmé,

in dessen tiefsinniger Poesie es um den Klang

der Sprache geht. Rede und Widerrede oder Zwischenbemerkungen,

keine grossen Entwicklungen

– der Konzertverlauf zwischen laut und leise reiht

Tonskizzen aneinander, die aus der vorgehenden

herauswachsen. Schindlers Spezialität sind oft ausgehaltene

Mehrklänge und Geräusche vom Brummen

bis zum Fiepsen und Schmatzen sowie Manipulationen

der Intonation und Klangfarbe. Instant

Composition: Der originelle Pianist Wintsch ist ein

gewitzter Impressionist, der oft nur zuhört und

dann leichtfüssig mit kleinen repetierten und variierten

Linien, Figuren und Schraffuren präzise

strukturiert und kommentiert, da und dort ein Licht

setzt und dabei auch Schindler gut aussehen lässt.

 

The now 70-year-old Munich improviser,

organiser and architect Udo Schindler is a man of many

and networked with an international circle of similarly

circle of similarly oriented people, including

Swiss among them. His sound explorations, which

which he documents in particular with duo recordings,

are accordingly inspired by very different

stimulated. „Le Démon de l’Analogie“ is a recording with the

with the Geneva pianist Michel Wintsch

from the 67th Salon für Klang + Kunst 2016 in Krailling/

Munich. The eight tracks that divide the concert,

are titled with words by Stéphane Mallarmé,

whose profound poetry is about the sound of language.

of language. Speech and rejoinder or interjections,

no great developments

– The course of the concert, between loud and soft

sketches that grow out of the preceding one.

grow out of the preceding one. Schindler’s specialities are often sustained

sounds and noises from humming to squeaking and

from humming to squeaking and smacking, as well as manipulations of intonation

intonation and timbre. Instant

Composition: The original pianist Wintsch is an

impressionist, who often only listens and then

and then light-footedly uses small repetitive and varied

and varied lines, figures and hatchings

and commenting, setting a light here and there and

and makes Schindler look good in the process.

Jazz’N More Nr.5-2022 / Jürg Solothurnmann

 

Duo improvisé entre l’excellent pianiste suisse Michel Wintsch et le souffleur allemand Udo Schindler aux clarinettes et saxophones enregistré le 30 septembre 2016 au 67ème Salon für Klang+Kunst à Krailing/ Munich. C’est sans doute le onzième album d’Udo Schindler pour le label FMR et sûrement un des plus convaincants et inspirés. Sa dédicace aux mots de Stéphane Mallarmé sont à la base des 8 titres de cette série d’improvisations lucides et concentrées. Il y a trois flagrantes fautes d’orthographe dans ces textes en français. Mais à l’intention des deux artistes et des lecteurs, voici la première phrase du poème de Mallarmé : « le Démon de l’Analogie » (1/ 6 :13) Des paroles (2/ 9:16) inconnues (3/ 2:22 ) chantèrent-elles (4/ 5 :07), sur vos lèvres (5/ 2:15) lambeaux maudits (6/ 6 :30) d’une phrase (7/ 8:27) absurde ? (8/ 1 :53). On retrouve dans ce duo la simplicité allusive et symboliste du poète. Michel Wintsch n’est pas un nouveau venu et a un solide parcours avec Gerry Hemingway et le contrebassiste Banz Oester (trio WHO) et avec Christian Weber et Christian Wolfath (trio WWW) trios avec lesquels il a gravé pour Leo Records, Hatology et Monotype de superbes albums de jazz d’avant-garde inspiré par la pratique du classique contemporain. Un pianiste de haut vol. Dans cet album très achevé s’établit un beau contraste entre son jeu pianistique virtuose un peu cérébral et le goût pour les sonorités free mordantes et l’action ludique. Cette dualité assumée dans le vécu individuel de l’improvisation et des échanges émotionnels confèrent à la rencontre tout son sel, sa dimension humaine. Udo Schindler se débat avec sa colonne d’air, les clés et l’embouchure pour exprimer l’essentiel d’un ressenti dans sa profondeur en recherchant des vibrations particulières du jeu du saxophone : growls, chuintages, saturations, expressionisme. La courte pièce finale „absurde“ nous le fait entendre à la clarinette basse, instrument que j’avais beaucoup apprécié dans son superbe duo (de clarinettes basses) avec Ove Volquartz : Tales About Exploding Trees and Other Absurdities / FMRCD598-0920. Depuis quelques années Udo Schindler multiplie les enregistrements avec un grand nombre d’improvisateurs de manière exponantielle. Tout comme le CD précité en compagnie de Volquartz, voici un opus qu’ il ne faut pas hésiter à écouter.

Improvised duet between the excellent Swiss pianist Michel Wintsch and the German blower Udo Schindler on clarinets and saxophones recorded on 30 September 2016 at the 67th Salon für Klang+Kunst in Krailing/ Munich. This is arguably Udo Schindler’s eleventh album for the FMR label and surely one of his most compelling and inspired. His dedication to the words of Stéphane Mallarmé form the basis of the 8 tracks of this series of lucid and concentrated improvisations. There are three glaring spelling mistakes in these French texts. But for the benefit of both artists and readers, here is the first sentence of Mallarmé’s poem: „le Démon de l’Analogie“ (1/ 6:13) Did words (2/ 9:16) unknown (3/ 2:22) sing (4/ 5:07), on your lips (5/ 2:15) cursed shreds (6/ 6:30) of an absurd sentence (7/ 8:27)? (8/ 1:53). The poet’s allusive and symbolist simplicity can be found in this duet. Michel Wintsch is not a newcomer and has a solid track record with Gerry Hemingway and the double bass player Banz Oester (WHO trio) and with Christian Weber and Christian Wolfath (WWW trio) trios with whom he has recorded for Leo Records, Hatology and Monotype superb albums of avant-garde jazz inspired by contemporary classical practice. A pianist of the highest order. In this very accomplished album, a beautiful contrast is established between his somewhat cerebral virtuoso piano playing and his taste for biting free sounds and playful action. This duality in the individual experience of improvisation and emotional exchanges gives the encounter its salt and human dimension. Udo Schindler struggles with his air column, keys and mouthpiece to express the essence of a feeling in its depth by seeking out particular vibrations in the playing of the saxophone: growls, whispers, saturations, expressionism. The short final „absurd“ piece makes us hear him on bass clarinet, an instrument that I had greatly appreciated in his superb duet (of bass clarinets) with Ove Volquartz: Tales About Exploding Trees and Other Absurdities / FMRCD598-0920. For some years now Udo Schindler has been recording with a large number of improvisers in an exponential way. 

Just like the above-mentioned CD with Volquartz, this is an opus that you should not hesitate to listen to. 

Improvisiertes Duo zwischen dem hervorragenden Schweizer Pianisten Michel Wintsch und dem deutschen Bläser Udo Schindler an Klarinetten und Saxophonen, aufgenommen am 30. September 2016 beim 67. Salon für Klang+Kunst in Krailing/ München. Dies ist wahrscheinlich Udo Schindlers elftes Album für das FMR-Label und sicherlich eines der überzeugendsten und inspiriertesten. Seine Widmung an die Worte von Stéphane Mallarmé bilden die Grundlage für die 8 Titel dieser Reihe von klaren und konzentrierten Improvisationen. Es gibt drei eklatante Rechtschreibfehler in diesen französischen Texten. Aber für die beiden Künstler und die Leser hier der erste Satz von Mallarmés Gedicht: „Der Dämon der Analogie“ (1/ 6:13) Sangen unbekannte Worte (2/ 9:16) (3/ 2:22 ), auf euren Lippen (5/ 2:15) verfluchte Fetzen (6/ 6:30) eines absurden Satzes (7/ 8:27) (8/ 1:53)? In diesem Duett findet man die anspielungsreiche und symbolistische Einfachheit des Dichters wieder. Michel Wintsch ist kein Newcomer und hat eine solide Erfolgsgeschichte mit Gerry Hemingway und dem Kontrabassisten Banz Oester (Trio WHO) sowie mit Christian Weber und Christian Wolfath (Trio WWW) Trios, mit denen er für Leo Records, Hatology und Monotype großartige Alben mit avantgardistischem Jazz aufgenommen hat, der durch die Praxis der zeitgenössischen Klassik inspiriert wurde. Ein Pianist der Extraklasse. In diesem sehr vollendeten Album entsteht ein schöner Kontrast zwischen seinem virtuosen, etwas zerebralen Klavierspiel und der Vorliebe für beißende Free-Klänge und spielerische Aktion. Diese Dualität, die im individuellen Erleben der Improvisation und des emotionalen Austauschs angenommen wird, verleiht dem Treffen sein ganzes Salz, seine menschliche Dimension. Udo Schindler kämpft mit seiner Luftsäule, den Klappen und dem Mundstück, um das Wesentliche eines Gefühls in seiner Tiefe auszudrücken, indem er nach besonderen Vibrationen des Saxophonspiels sucht: Growls, Flüstern, Sättigung, Expressionismus. Das kurze abschließende „absurde“ Stück lässt uns ihn auf der Bassklarinette hören, ein Instrument, das ich in seinem großartigen Duett (Bassklarinetten) mit Ove Volquartz sehr geschätzt hatte: Tales About Exploding Trees and Other Absurdities / FMRCD598-0920. Seit einigen Jahren vervielfacht Udo Schindler seine Aufnahmen mit einer großen Anzahl von Improvisatoren exponentiell. 

Wie die oben erwähnte CD mit Volquartz ist auch dieses Werk ein absolutes Muss. 

Jean-Michel Van Schouwburg 

https://orynx-improvandsounds.blogspot.com

The more I listen to his music, the more convinced I become that Udo Schindler is one of the un(der)sung master reedsmen both in the strange streams of sound he coaxes out of his horns and the concerted way he avoids the conventional grammar. It is as if he is building a new vernacular for his instrument in real time. 

Schindler’s unique style comes through particularly well in duos and, it seems, in live performances. He took the pandemic to dig through his back catalog of recordings. Many of these reached public ears through download only releases on his Bandcamp page and, notably, many were duos. Indeed, Schindler seems to have really gravitated to the duo, likely somewhat because of practicality but also because of the possibilities of that configuration. It offers big spaces for each musician to be heard — full blast or sotto voce — and gives each a counterpart — sometimes a companion and others a sparring partner — with whom to bounce around ideas and to whom to respond. Depending on the instrumentation and the players, it also frees the musicians from rhythm’s centripetal force and gives them license to explore other, in this case amelodic and atonal, places. … 

 

Je öfter ich seine Musik höre, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass Udo Schindler einer der un(ter)besungenen Meisterbläser ist, sowohl in den seltsamen Klangströmen, die er seinen Hörnern entlockt, als auch in der konzertierten Art und Weise, wie er die konventionelle Grammatik vermeidet. Es ist, als ob er in Echtzeit eine neue Umgangssprache für sein Instrument entwickeln würde. 

Schindlers einzigartiger Stil kommt besonders gut in Duos und, wie es scheint, bei Live-Auftritten zur Geltung. Er nutzte die Pandemie, um sich durch seinen alten Katalog von Aufnahmen zu wühlen. Viele davon wurden der Öffentlichkeit nur als Download auf seiner Bandcamp-Seite zugänglich gemacht, und vor allem waren viele davon Duos. Schindler scheint sich tatsächlich zum Duo hingezogen zu fühlen, wahrscheinlich aus praktischen Gründen, aber auch wegen der Möglichkeiten dieser Konstellation. Es bietet jedem Musiker einen großen Raum, um gehört zu werden – mit voller Wucht oder sotto voce – und gibt jedem ein Gegenüber – manchmal einen Begleiter und manchmal einen Sparringspartner -, mit dem er Ideen austauschen und auf den er reagieren kann. Je nach Besetzung und Spielern befreit es die Musiker auch von der zentripetalen Kraft des Rhythmus und gibt ihnen die Freiheit, andere – in diesem Fall amelodische und atonale – Orte zu erkunden.

 pastedGraphic.png NYC / review by Nick Ostrum / 2023-04-04

Udo Schindler & Michel Wintsch

Le Demon De L’ Analogie
FMR CD 630-0422

Tim Berne/Matt Mitchel
One More Please
Intakt CD 395

Diversity between the US concept of free improvisation and the European one is put into boldest relief in these duo sessions. The contrast doesn’t have much to do with the fact that on Le Demon De L’ Analogie, the disc with Swiss pianist Michael Wintsch and  German Udo Schindler plays a variety of saxophones and clarinets, while on One More Please, American Tim Berne concentrates on the alto saxophone with fellow Yank Matt Mitchell on piano.

Instead it’s a matter of concept and realization. The eight tracks on the disc by Wintsch, who has played with Michel Doneda, and Schindler, who has worked with numerous Euro improvisers, reflects pure free music, with the exploration of timbres and extensions reflected in dual in-the-moment creation and reaction. Meanwhile the seven tracks on the Berne/Mitchell disc, all of which were composed by the saxophonist, maintain a sometime tenuous, but always unbreakable link to the melody, harmony and rhythm associated with Jazz.

A progressive suite as well as a succession of tonal experiments, improvisations on the German disc flow one into another, concentrated a string of sound motifs. Moving from track to track, Schindler emphasizes many reed motifs including peeps, nasal snores, fragmented saxophone tones, contrabass clarinet wallows and foghorn-like renal reflux. For his part Wintsch constantly works up and down the scale with changes in tempo, pressure and pitch. Specializing in key clips, he also hammers against the wood of harp and fallback to meet altissimo reed toners; intermittent and swaying chording matches the reedist’s tongue slaps, yelping bites and concentrated drones; and constricts his output to single key pressure as stutters and squeezes thin reed tones. Although other tropes such as widening saxophone overblowing to hollow puffs and prestissimo piano patterns are emphasized before, and the final track concentrates the interface into a rugged, bottom scrapping finale, the CD’s real climax is the penultimate “D’une Phrase”. As reed smears are compacted into multiphonic squalls and hollow honks, the pianist’s pedal-pushed chording projects rhythmic rumbles, before keyboard clinks and near-yodeling blowing collapse into collective dissidence.

Berne and Mitchell, who each work with numerous other creative musicians, are scarcely Paul Desmond and Bill Evans. But from the start of the first track, the slow moving “Purdy”, a logical emphasis on keyboard variations and elongated reed vibrations complement one another in ways that can suggest melody. Carefully shaped piano notes and molded saxophone trills not only create tandem expositions but sometimes combine for the finale. This double counterpoint is expressed at its most logical during the concluding “Rolled Oats/Curls”.  Loops of irregular reed vibrations ascend to strained altissimo squeaks and triple tonguing as the pianist ranges over the keyboard filling any spaces left open by the saxophonist. Simultaneously the tempo slows and becomes gentler until it reaches a point where circular breathed reed textures and swift patterned keyboard glissandi torque the interaction and segue into a broken chord connections. Unlike the other disc however, the Americans add animation to atonality. “Oddly Enough/Squidz” for instance is a line that bounces along in broken chord harmony, driven by  cracked key plinks and reed doits and vibrations. Pianism becomes almost flowery as saxophone tones remain astringent, although the theme breaks apart as it slows down from presto to andante, then ascends in in pitch before comfortably rolling away. Two concepts of  duo improvising are suggested and illustrated by these CDs.  Each is valid and worth following.

–Ken Waxman_jazzword  / April 26th, 2023

Track Listing: Demon: 1. Le Demon De L’ Analogie 2. Des Paroles 3. Inconnues 

4. Chanterent-elles 5. Sur Vous Levres 6. Lambeaux Mandits 7. D’une Phrase 

8. Absurde?

Personnel: Demon: Udo Schindler (clarinet, bass & contrabass clarinet, sopranino and alto saxophone) and Michael Wintsch (piano)

Track Listing: One: 1. Purdy 2. Number 2 3. Rose Colored Missive 4. Oddly Enough/Squidz 5. Middle Seat Blues/Chicken Salad Blues 6. Motian Success 7. Rolled Oats/Curls

Personnel: One Tim Berne (alto saxophone) and Matt Mitchell (piano)

Die Unterschiede zwischen dem US-amerikanischen und dem europäischen Konzept der freien Improvisation treten in diesen Duo-Sessions am deutlichsten zutage. Der Kontrast hat nicht so sehr damit zu tun, dass auf Le Demon De L‘ Analogie, der Scheibe mit dem Schweizer Pianisten Michael Wintsch und dem Deutschen Udo Schindler, verschiedene Saxophone und Klarinetten zu hören sind, während sich der Amerikaner Tim Berne auf One More Please auf das Altsaxophon konzentriert und seinen Landsmann Matt Mitchell am Klavier begleitet.

Stattdessen geht es um Konzept und Umsetzung. Die acht Tracks auf der Scheibe von Wintsch, der mit Michel Doneda gespielt hat, und Schindler, der mit zahlreichen europäischen Improvisatoren zusammengearbeitet hat, spiegeln reine freie Musik wider, wobei sich die Erforschung von Klangfarben und Erweiterungen in einer doppelten Kreation und Reaktion im Moment widerspiegelt. Die sieben Stücke auf der Berne/Mitchell-Scheibe, die alle von dem Saxophonisten komponiert wurden, halten eine manchmal zarte, aber immer unverbrüchliche Verbindung zu Melodie, Harmonie und Rhythmus, die mit dem Jazz verbunden sind.

Die Improvisationen auf der deutschen Platte, die sowohl eine progressive Suite als auch eine Folge von Klangexperimenten sind, fließen ineinander und verdichten eine Reihe von Klangmotiven. Von Track zu Track hebt Schindler viele Rohrblattmotive hervor, darunter Piepsen, nasales Schnarchen, fragmentierte Saxophontöne, Kontrabassklarinettenschwälle und nebelhornartige Mehrklangsignale. Wintsch seinerseits arbeitet ständig mit Tempo-, Druck- und Tonhöhenveränderungen auf der Skala auf und ab. Als Spezialist für Tonartenklammern hämmert er auch gegen das Holz des Flügelrahmens und der Saitenhalter, um Altissimo-Zungentöne zu treffen; intermittierendes und schwankendes Chorschnalzen passt zu den Zungenschlägen, kläffenden Bissen und konzentrierten Drones des Bläsers; und er verengt seinen Output auf einen einzigen Tastendruck, während Schindler stottert und dünne Zungentöne quetscht. Obwohl andere Topose wie die Erweiterung des Saxophonüberblasens zu hohlen Puffs und Prestissimo-Piano-Patterns zuvor betont werden und der letzte Track die Schnittstelle zu einem schroffen, von unten schrammelnden Finale verdichtet, ist der eigentliche Höhepunkt der CD das vorletzte „D’une Phrase“. Während sich Rohrblattschmierereien zu mehrstimmigen Böen und klangsstarken Hupen verdichten, projiziert der Pianist mit dem Pedal getretene Akkorde in rhythmisches Grollen, bevor Tastenklirren und fast jodelndes Blasen in kollektiver Dissidenz zusammenbrechen.

Berne und Mitchell, die beide mit zahlreichen anderen kreativen Musikern zusammenarbeiten, sind nicht gerade Paul Desmond und Bill Evans. Aber vom Beginn des ersten Stücks an, dem sich langsam bewegenden „Purdy“, ergänzen sich die logische Betonung von Tastenvariationen und langgezogenen Rohrblattschwingungen auf eine Weise, die eine Melodie suggerieren kann. Sorgfältig geformte Klaviertöne und geformte Saxophontriller bilden nicht nur Tandemexpositionen, sondern verbinden sich manchmal zum Finale. Dieser doppelte Kontrapunkt kommt im abschließenden „Rolled Oats/Curls“ am deutlichsten zum Ausdruck.  Schleifen unregelmäßiger Rohrblattschwingungen steigern sich zu angestrengten Altissimo-Quietschern und dreifachem Zungenschlag, während der Pianist über die Klaviatur streicht und die vom Saxophonisten offen gelassenen Stellen ausfüllt. Gleichzeitig verlangsamt sich das Tempo und wird sanfter, bis es einen Punkt erreicht, an dem kreisförmig gehauchte Rohrblatttexturen und schnell gemusterte Keyboard-Glissandi die Interaktion verdrehen und in eine gebrochene Akkordverbindung übergehen. Anders als auf der anderen Scheibe fügen die Amerikaner der Atonalität jedoch Animation hinzu. „Oddly Enough/Squidz“ zum Beispiel ist eine Zeile, die in gebrochener Akkordharmonie dahinhüpft, angetrieben von gebrochenen Tastenklirren und Zungenschwingungen. Der Pianismus wird fast blumig, während die Saxophontöne adstringierend bleiben, obwohl das Thema auseinanderbricht, wenn es sich vom Presto zum Andante verlangsamt und dann in der Tonhöhe ansteigt, bevor es gemütlich dahinrollt. Zwei Konzepte der Duo-Improvisation werden durch diese CDs vorgeschlagen und illustriert.  

Beide sind gültig und es lohnt sich, ihnen zu folgen.