Plattencover Udo Schindler Titel "botenstoffe"

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botenstoffe

S

C

OHTA

HARNIK

BINDER

D

ULLEN

WEBER

R

 

botenstoffe

SALON PIANO DUO WORKS

Confront Collector’s Series ccs79

Linernotes US

All duos from Udo Schindler on winds with 5 female pianists from 5 nations on the Pleyel pianoforte are recorded at the Salon für Klang+Kunst in Krailling/Munich. Schindler invites every month international musicians of different styles to performances in his concert room to create and develop unexpected sound explorations without limitations, seeks to investigate bounderies till 2009 in the improvising music context. Beside the musical quality the recording prefers a near microphoning with best equipment to obtain a sublest sound nuances recording, different to a live experience. A wide range of improvising possibilities with the same conditions will be presented.

A lot of the Salon duos were published at different labels, also piano duos with Elisabeth Harnik, Katharina Weber, Manon Liu Winter, Masako Ohta, Hans Wolf, Ingrid Schmoliner.

 

Reviews

UDO SCHINDLER Botenstoffe (Confront, ccs79): Wonach duftet diese Botschaft? Erfüllt ist sie mit spracharchäologischen Ausgrabungen des Poeten Thomas Kling (1957-2005). Ein paar Handvoll ‚Brennstaben‘ aus Zeilen wie nachrichten / vom rand des schädeldachs der welt / … besehen stumm die schädelkratzer: / für alle ziemlich blindenschrift oder schmutzblüte, / schmutzton. rechte sprechkapsel oder die hörbare zunge im anflug. / insgeheim beute, zirpen ja: beute, / charakter, vertrauen. sie zirpen… werden zu ‚Geschmacksverstärkern‘, die Schindlers per Tenorsax, Klarinette, Bassklarinette, Kornett und Kontrabassklarinette ‚hervorgestoßene Atemmails‘ auf ‚Mundhöhe‘ bringen mit Klings „Sondagen“. Der Holz- und Metallgeschmack auf der Zunge und die ‚gezähnten Lüfte‘ stehen dabei jeweils im Zusammenklang mit fünf Pianistinnen beim Stelldichein im Klang+Kunst-Salon in Krailing: Claudia Ulla Binder beim 40., Masako Ohta, eine aus Tokyo stammende Münchnerin, beim 47., Elisabeth Harnik aus Graz beim 53., Katharina Weber aus Bern beim 61. und Lisa Ullén aus Stockholm beim 62. Keine besah nur stumm den Pleyel, die Finger wurden zu hörbaren Zungen, zu Flatterzungen, zu Kolibris und Spechten, die an Klangfarben lecken, Kristall meiseln. Jede findet, tastend, im Innenklavier stöbernd, an Drähten pickend, poetischen Stoff: Bind-ler allround-lyrisch; Sch-Ohta drahtig pickend, perlend, plonkend zu nachtvogeliger Klarinette; Sc-Harnik noch drahtiger gefedert, mit Bowing-Pfiff, kristallinem Quirl und kapriolendem Tastensprint zu Bassklarinettenaltissimo und sonoren Tiefbohrungen; SchWeb-ler mit markanter Linker und kapriziös hackbrettlnder oder gnomig wuselnder Rechter zu verstopft schnarr-ploppendem, quäk-fiependem Horn; nochmal harnik-lerisch mit surrend gestrichener Basssaite; zuletzt udo-lisal, mit kontrasonor knarrenden Schüben, nahezu tonlosem Feinschliff, ostinaten Repetitionen an den Flügelrändern, dazwischen klimprigem Dribbling im Mittelfeld und weit gestreutem, kargem Klingklang. …und die mühle sprach. / sprang. // ihre mühlensprache sprach sie: flüssig, / in zerkleinerungsform. / sprach wie im rausch.

[BA 95 rbd]

 

 

Klang als Ursubstanz |

Neue CDs von und mit Udo Schindler

München, 11.08.2017 | Udo Schindler ist hauptberuflich Architekt, aber mit mindestens ebenso viel Passion ein mutiger musikalischer Grenzgänger, vor allem auf Klarinetten aller Couleur und dem Kornett. Und wes andere ständig in die Welt hinauszieht, liebt er die produktive Einheit aus eigenem Lebensmittelpunkt und kreativer Wirkungsstätte in seinem Haus in Krailling bei München. Auch viele improvisierende Musikerinnen und Musiker aus NRW, zum Beispiel Ute Völker oder Erhardt Hirth zog es schon nach Süddeutschland, um zusammen mit dem Hausherren in den „Salons für Klang und Kunst“ vor einem sensibilisierten Publikum aufzuspielen. In jedem Fall ist der Veranstalter dieser überregional vielgefragten Reihe ein einfühlsamer Duopartner. Oft sind die Begegnungen völlig adhoc – und werden regelmäßig auf liebevoll (meist auf dem Eigenlabel Arch-Musik) produzierten CDs verewigt. Udo Schindler beruft sich gerne auf ein Postulat von Giacinto Scelsi, der die unmittelbare Physis eines undomestizierten Klanges zum Ansatzpunkt nimmt, während alle „Musik“, sprich sämtliche menschen-geschaffene Ordnungssysteme des Tonmaterials nur sekundäres Konstrukt sind. Dieses Prinzip von Grund auf verinnerlichend, haben Schindler und seine ständig wechselnden Spielpartner eine vielgestaltige Kommunikationskultur geschaffen.

Sind die „Botenstoffe“ der gleichnamigen CD so brisant, dass es eines wuchtigen Metall-Etuis bedarf? Nun, die unkonventionelle Verpackung kann auch schon Teil einer künstlerischen Aussage sein. In dieser Hülle verbirgt sich eine Retrospektive vieler vergangener Begegnungen – einmal mehr mit Pianistinnen, als da wären Claudia Ulla Binder, Masako Ohta, Elisabeth Harnik, Katharina Weber und Lisa Ullen.

nrw-jazz & jazzzeitung – Stefan Pieper